Du bist hier:

Zurück zur Übersicht

Ratgeber

Vulvodynie: Ursachen, Symptome und Behandlung

Schlagworte zum Artikel:

Das Wichtigste in Kürze:

  1. Vulvodynie ist eine chronische Schmerzerkrankung des äußeren Intimbereichs, die 5-10% aller Frauen betrifft und sich durch brennende, stechende Beschwerden äußert, die länger als drei Monate andauern.
  2. Die Erkrankung tritt besonders häufig bei jungen Frauen zwischen 20 und 40 Jahren auf und kann den gesamten Intimbereich (generalisierte Form) oder nur bestimmte Stellen (lokalisierte Form/Vestibulodynie) betreffen.
  3. Alltägliche Aktivitäten wie Fahrradfahren, Geschlechtsverkehr oder das Tragen enger Kleidung können durch die Überempfindlichkeit zur Qual werden - herkömmliche Schmerzmittel zeigen dabei meist keine Wirkung.
  4. Die Diagnose erfolgt durch Ausschluss anderer Erkrankungen und spezielle Tests wie den Q-Tip-Test, während die Ursachen vielfältig sein können: von hormonellen Faktoren über psychische Belastungen bis hin zu Begleiterkrankungen.
  5. Die Behandlung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz aus Physiotherapie, Entspannungstechniken, medikamentöser Therapie und psychologischer Unterstützung - mit der richtigen Behandlung lassen sich die Beschwerden in vielen Fällen deutlich lindern.

Was ist Vulvodynie? - Wenn es im Intimbereich schmerzt und brennt

Definition und Häufigkeit der Vulvodynie

Stell dir vor, dein Intimbereich fühlt sich an wie ein brennender Vulkan - so oder ähnlich beschreiben viele Frauen ihre Erfahrungen mit Vulvodynie. Diese chronische Erkrankung betrifft den äußeren Genitalbereich, die sogenannte Vulva.

Du bist damit nicht allein: Zwischen fünf und zehn Prozent aller Frauen erleben im Laufe ihres Lebens diese quälenden Beschwerden. Besonders häufig trifft es junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren.

Die Besonderheit dieser Erkrankung liegt darin, dass die Schmerzen länger als drei Monate andauern und sich nicht durch andere medizinische Ursachen erklären lassen. Herkömmliche Schmerzmittel wie Paracetamol oder andere entzündungshemmende Medikamente zeigen dabei meist keine Wirkung.

Verschiedene Formen der Vulvodynie

Bei der Vulvodynie unterscheiden Fachleute zwei Hauptformen:

  • Die generalisierte Form: Hier treten die Beschwerden im gesamten Bereich der Vulva auf
  • Die lokalisierte Form (Vestibulodynie): Die Schmerzen konzentrieren sich auf bestimmte Stellen, besonders den Scheideneingang

Die provozierte Vestibulodynie zeigt sich besonders tückisch: Die Beschwerden treten hier bei Berührung oder Druck auf. Selbst alltägliche Aktivitäten wie das Tragen von Unterwäsche oder Fahrradfahren können dann zu einer echten Herausforderung werden. Bei manchen Frauen sind die Symptome so stark ausgeprägt, dass sie ihren Alltag komplett umstellen müssen. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Diagnose und einem individuell angepassten Therapiekonzept lassen sich die Beschwerden in vielen Fällen deutlich lindern.

Symptome der Vulvodynie - Vielfältige Beschwerden erkennen

Charakteristische Schmerzmerkmale

Brennen, Stechen, Juckreiz - die Symptome der Vulvodynie können sich auf vielfältige Weise zeigen. Die Beschwerden im Intimbereich fühlen sich für jede Betroffene anders an. Manche Frauen berichten von einer rauen, überempfindlichen Schleimhaut. Unter der Oberfläche kommt es zu einer Vermehrung bestimmter Zellen und einem verstärkten Wachstum von Nervenfasern. Das erklärt die extreme Empfindlichkeit.

Zeit für einen Besuch beim Frauenarzt ist es spätestens dann, wenn die Symptome länger als drei Monate andauern. Besonders wichtig: Herkömmliche Schmerzmittel wie Paracetamol zeigen bei dieser Art von Beschwerden meist keine Wirkung.


Auswirkungen auf den Alltag

Die Einschränkungen im Alltag können massiv sein. Hier sind die häufigsten Probleme:

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Unmöglichkeit Tampons zu verwenden
  • Beschwerden beim Fahrradfahren
  • Probleme beim Sitzen
  • Schmerzen beim Tragen enger Kleidung


Bei manchen Betroffenen sind die Symptome so ausgeprägt, dass selbst das Tragen von Unterwäsche zur Qual wird. Die Beckenbodenmuskulatur verspannt sich häufig als Reaktion auf die dauerhaften Beschwerden. In besonders schweren Fällen kann das sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig Hilfe zu suchen. Mit einer multimodalen Therapie, die Physiotherapie und Psychotherapie kombiniert, lassen sich die Beschwerden meist deutlich verbessern.

Diagnose und Ursachen der Vulvodynie

Der Weg zur sicheren Diagnose

Die Diagnose einer Vulvodynie gleicht einem Puzzle: Erst wenn andere mögliche Auslöser ausgeschlossen sind und die Schmerzen länger als drei Monate andauern, können Fachärzte diese Diagnose stellen. Ein wichtiges Werkzeug dabei ist der sogenannte Q-Tip-Test. Hierbei tastet die Ärztin oder der Arzt mit einem Wattestäbchen vorsichtig verschiedene Stellen ab, um die genauen Schmerzregionen zu identifizieren.

An der Behandlung sind verschiedene Fachbereiche beteiligt:

  • Gynäkologie als erste Anlaufstelle
  • Dermatologie für Hautveränderungen
  • Neurologie bei Nervenschmerzen
  • Schmerzmedizin für die gezielte Schmerztherapie

Mögliche Ursachen und Auslöser

Unter der Oberfläche spielen sich bei der Vulvodynie komplexe Vorgänge ab: Die Untersuchungen zeigen eine Vermehrung von speziellen Immunzellen, den sogenannten Mastzellen. Gleichzeitig wachsen vermehrt Nervenfasern - teilweise in abnormer Form. Diese Veränderungen lassen sich durch spezielle Untersuchungsmethoden nachweisen.

Verschiedene Faktoren können die Entstehung begünstigen:

  • Langfristige Einnahme bestimmter hormoneller Verhütungsmittel
  • Psychosoziale Belastungen und perfektionistische Persönlichkeitsmerkmale
  • Häufige Begleiterkrankungen wie: Migräne, Reizblase, Reizdarmsyndrom, Fibromyalgie, autoimmune Hauterkrankungen
  • Genetische Veranlagung
  • Schwache Beckenbodenmuskulatur
  • Muskelkrämpfe oder geschädigte Nerven im Beckenbereich
  • Komplizierte vaginale Geburt
  • Überempfindlichkeit gegen Bestandteile der Vaginalflora (z. B. Candida albicans), allergische Reaktionen, Hautreizungen durch Seife
  • Pilzinfektionen, Feigwarzen im Vaginalbereich

Therapiemöglichkeiten und Behandlungsansätze

Multimodale Therapiekonzepte

Die Heilung der Vulvodynie erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Ihre Ursachen können so vielfältig sein, dass ein individuell angepasstes Behandlungskonzept, das verschiedene Methoden kombiniert, sinnvoll ist. Eine Komponente kann das Beckenbodentraining sein, das die verspannte Muskulatur lockert. Physiotherapie spielt dabei eine zentrale Rolle - sie hilft, die natürliche Beweglichkeit wiederherzustellen. Auch Biofeedback-Verfahren haben sich als wirksam erwiesen, um die Anspannung im Beckenboden zu reduzieren.

Ein weiterer wichtiger Baustein sind Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung. Sie helfen nicht nur bei körperlichen Verspannungen, sondern reduzieren auch seelische Belastungen. 

In einigen Fällen ist es sinnvoll, die Therapie mit medikamentösen Behandlungsoptionen zu ergänzen.


Sprich am besten mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin, um deine Beschwerden bestmöglich zu behandeln und einen individuellen Therapieplan zu erstellen. Die Behandlung sollte immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Leben mit Vulvodynie - Strategien für den Alltag

Praktische Tipps für den Alltag

Mit den richtigen Strategien kannst du deinen Alltag mit Vulvodynie besser meistern. Hier sind bewährte Selbsthilfemaßnahmen für mehr Lebensqualität:

  • Trage lockere, atmungsaktive Baumwollunterwäsche
  • Nutze spezielle Sitzkissen mit Aussparung
  • Verwende pH-neutrale Waschprodukte
  • Vermeide zu enge Kleidung und synthetische Stoffe
  • Plane regelmäßige Pausen beim Sitzen ein

Hausmittel können zusätzlich für Erleichterung sorgen. Bewährt haben sich:

  • Kühlende Umschläge mit Kamille
  • Sanfte Dehnübungen für die Beckenbodenmuskulatur
  • Wärme- oder Kälteanwendungen je nach individueller Verträglichkeit
  • Ausreichend Bewegung ohne Überanstrengung


Psychologische Bewältigungsstrategien

Die seelische Komponente spielt bei der Vulvodynie eine wichtige Rolle. Psychosoziale Stressfaktoren und perfektionistische Veranlagungen können die Beschwerden verstärken. Häufig treten parallel weitere gesundheitliche Herausforderungen auf, wie Migräne, Reizblase oder ein Reizdarmsyndrom. Eine Kombination aus körperlichen und seelischen Unterstützungsangeboten ist daher besonders hilfreich.

Folgende Ansätze haben sich zur psychischen Entlastung bewährt:

  • Entspannungstechniken wie autogenes Training
  • Achtsamkeitsübungen für den Beckenboden
  • Austausch in Selbsthilfegruppen von Frau zu Frau
  • Stressreduktion im Alltag durch besseres Zeitmanagement
  • Professionelle Begleitung durch Sexualtherapie oder psychologische Beratung


Die Krankenkasse bezahlt in der Regel die notwendigen therapeutischen Maßnahmen. Mit der richtigen Unterstützung und etwas Geduld lässt sich die Lebensqualität deutlich steigern.

Noch Fragen? Wir helfen dir gerne weiter.

Schreib' uns eine Nachricht

Quellenverzeichnis

[1] Engelmann D (2020). Vulvodynie – Schmerzen im weiblichen Genitalbereich. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/vulvodynie-schmerzen-im-weiblichen-genitalbereich-719499.html (Stand 17.04.2025)

[2] Alber A, Streit S (2019). Vulvaschmerzen: „Auffällig viele junge Patientinnen betroffen“. https://www.springermedizin.at/allgemeine-gynaekologie/auffaellig-viele-junge-patientinnen-betroffen/16437200 (Stand 17.04.2025)

[3] Ramm-Fischer A (2019). Wenn Sex schmerzt: Gabapentin kann helfen. https://www.gelbe-liste.de/gynaekologie/gabapentin-vulvodynie (Stand 17.04.2025)

[4] Mendeling W (2022). Schmerzen und Hautdystrophie im Genitalbereich: Lichen sclerosus und Vulvodynie. https://www.aerzteblatt.de/archiv/223650/Schmerzen-und-Hautdystrophie-im-Genitalbereich-Lichen-sclerosus-und-Vulvodynie (Stand 17.04.2025)

[5] Babilas P (o.D.). Was ist Vulvodynie?. https://www.hautzentrum-regensburg.de/genitaldermatosen/vulvodynie.html (Stand 25.04.2025)

Ein Produkt von

Go to home

Vulniphan® Vaginalovula und Vulniphan® Vaginalovula sind Medizinprodukte.

Über Wirkungen und mögliche Risiken informieren Gebrauchsinformation, Ihre Ärztin, Ihr Arzt oder Ihre Apotheke.