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Dyspareunie - Wenn Sex schmerzt: Ursachen und Behandlung

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Das Wichtigste in Kürze

  1. Dyspareunie bezeichnet wiederkehrende Schmerzen beim Geschlechtsverkehr - ein häufiges Problem, das etwa jede fünfte junge Frau und bis zu 50% der Frauen nach den Wechseljahren betrifft.
  2. Es gibt zwei Hauptformen: Die oberflächliche Dyspareunie mit Schmerzen im Bereich der Vulva und die tiefe Form mit Beschwerden im Unterleib während der Penetration.
  3. Die Ursachen sind vielfältig: Von körperlichen Faktoren wie Entzündungen oder Endometriose über psychische Aspekte wie Stress bis hin zu hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren.
  4. Die Diagnose erfolgt durch ein ausführliches Gespräch und eine gründliche gynäkologische Untersuchung, bei der auch die Beckenbodenmuskulatur und mögliche organische Ursachen überprüft werden.
  5. Die Behandlung umfasst verschiedene Ansätze: Von Beckenbodentherapie über psychotherapeutische Begleitung bis hin zu medikamentösen Optionen wie feuchtigkeitsspendende Vaginalgele oder -ovula bis hin zu östrogenhaltigen Cremes- je nach individueller Ursache.

Was ist Dyspareunie? Definition und Häufigkeit der sexuellen Funktionsstörung

Definition und Symptome der Dyspareunie

Dyspareunie ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der Intimität zur Qual wird. Der medizinische Fachbegriff bezeichnet anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die vor, während oder nach dem Geschlechtsverkehr auftreten. Diese können sich als brennend, stechend oder krampfartig äußern.

Die Beschwerden können an verschiedenen Stellen auftreten und unterschiedliche Formen annehmen. Während einige Betroffene bereits Schmerzen im Bereich der Vulva spüren, leiden andere unter Beschwerden in der Vagina oder im Unterbauch.

Älteres Paar ist in eine Decke eingewickelt und küsst sich

Wie viele Frauen sind betroffen?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nach Orgasmusstörungen sind Schmerzen beim Sex das häufigste sexuelle Problem von Frauen. Etwa jede fünfte Frau bis 24 Jahre kennt diese Beschwerden. Bei Frauen nach den Wechseljahren steigt die Rate sogar auf bis zu 50 Prozent an. Interessanterweise tritt Dyspareunie bei Männern deutlich seltener auf. Die hohe Anzahl Betroffener zeigt: Du bist mit diesem Problem nicht allein. Die meisten Frauen schweigen jedoch aus Scham, obwohl gezielte Therapien den Betroffenen helfen können.


Formen und Lokalisation der sexuellen Schmerzen

Oberflächliche und tiefe Dyspareunie

Mediziner unterscheiden zwei grundlegende Formen der Dyspareunie: Die oberflächliche und die tiefe Form. Bei der oberflächlichen Variante treten die Missempfindungen im Bereich der Vulva auf, was auch als provozierte Vestibulodynie bezeichnet wird. Interessanterweise kann diese Form bereits bei der ersten intimen Erfahrung auftreten (primäre Form) oder sich erst nach einer Phase schmerzfreier Intimität entwickeln (sekundäre Form).

Die tiefe Dyspareunie äußert sich durch Schmerzen im Unterleib während der Penetration. Diese Form hängt häufig mit einer überspannten Beckenbodenmuskulatur zusammen oder wird durch Erkrankungen der Gebärmutter und Eierstöcke verursacht.

Charakteristik der Schmerzen

Die Schmerzen bei Dyspareunie können sehr unterschiedlich sein:

  • Brennende oder stechende Schmerzen treten typischerweise im Bereich des Scheideneingangs auf
  • Krampfartige Beschwerden deuten häufig auf eine unwillkürliche Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur hin
  • Bei der provozierten Vestibulodynie liegt meist eine Kombination aus Entzündungsreaktionen, vermehrten Nervenfasern und hormonellem Ungleichgewicht vor


Ursachen für Schmerzen bei sexueller Aktivität

Körperliche Auslöser

Die Ursachen für Dyspareunie sind vielfältig und oft komplex. Bei der oberflächlichen Form spielen häufig Entzündungen, eine erhöhte Anzahl von Nervenfasern oder Probleme mit der Beckenbodenmuskulatur eine zentrale Rolle. Eine häufige Ursache ist auch die Endometriose - dabei siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an und verursacht typischerweise Schmerzen in bestimmten Sexstellungen.

Organische Ursachen können auch durch Veränderungen im Bereich der Geschlechtsorgane entstehen. Dazu gehören:

  • Gebärmuttersenkungen
  • Große Myome in der Gebärmutter
  • Verwachsungen im Unterleib
  • Infektionen der Harnwege


Hand krallt sich in ein Bettlaken

Psychische und hormonelle Faktoren

Stress spielt eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Dyspareunie. Er kann zu einer erhöhten Anspannung der Beckenbodenmuskulatur und durch schlechtere Durchblutung der Vagina auch zu Scheidentrockenheit führen. Dies kann einen Teufelskreis auslösen: Die Angst vor Schmerzen führt zu Verkrampfungen, die wiederum neue Schmerzen verursachen. Besonders beim Vaginismus verengt sich die Vagina beim Versuch der Penetration aufgrund unwillkürlicher Muskelkontraktionen. Hormonelle Veränderungen, besonders in den Wechseljahren, können ebenfalls eine Dyspareunie begünstigen. Fast die Hälfte aller Frauen nach der Menopause leiden unter Beschwerden beim Geschlechtsverkehr. Der Grund: Der sinkende Östrogenspiegel führt zu Veränderungen der vaginalen Schleimhaut und verminderter Feuchtigkeit. Feuchtigkeitsspendende Vaginalgele oder -ovula können hier Abhilfe schaffen.


Äußere Einflüsse und Medikamente

Verschiedene äußere Faktoren können Dyspareunie auslösen oder verschlimmern:

  • Chemische Verhütungsmittel können die Vagina reizen oder Allergien auslösen
  • Der Vaginalring kann zu Reizungen und infektionsbedingten Entzündungen führen
  • Übertriebene Hygienemaßnahmen stören das natürliche Scheidenmilieu
  • Bestimmte Medikamente wie ältere Antihistaminika, Psychopharmaka und Östrogenblocker können zu vaginaler Trockenheit führen
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Diagnose der Dyspareunie

Der Weg zur Diagnose

Wenn du unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr leidest, ist der erste Schritt der Gang zur Frauenärztin oder zum Frauenarzt. Ein ausführliches Gespräch bildet dabei die Grundlage: Deine Ärztin oder dein Arzt wird nach dem genauen Zeitpunkt, der Art und dem Ort der Schmerzen fragen.

Viele Betroffene finden es schwierig, über ihre intimen Probleme zu sprechen. Spezielle Fragebögen können dir dabei helfen, dich zu öffnen. Je genauer du deine Beschwerden schilderst, desto besser kann die Ursache eingegrenzt werden. Besonders wichtig ist es zu wissen, ob die Schmerzen:

  • beim Einführen des Penis auftreten
  • während des gesamten Geschlechtsverkehrs anhalten
  • sich nur in bestimmten Positionen zeigen
  • auch bei anderen Aktivitäten wie dem Einführen eines Tampons vorkommen

Notwendige Untersuchungen

Nach dem Anamnesegespräch folgt eine gründliche gynäkologische Untersuchung. Diese umfasst:

Sorgfältige Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane
Untersuchung zur Beurteilung der Beckenbodenmuskulatur
Ggfs. Abstriche zum Ausschluss von Erregern
Bei Bedarf eine Ultraschalluntersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung achtet die Ärztin oder der Arzt besonders auf Anzeichen für organische Ursachen wie Veränderungen des Uterus oder der Eierstöcke. Auch die Beckenbodenmuskulatur wird genau untersucht, da ein Hypertonus - also eine übermäßige Anspannung - häufig Schmerzen verursacht. Je nach Verdachtsdiagnose können weitere Untersuchungen wie Urinproben oder spezielle bildgebende Verfahren notwendig sein.

Behandlung und Prävention

Konservative Therapieansätze

Die Behandlung der Dyspareunie beginnt häufig mit schonenden, nicht-medikamentösen Methoden. Die Beckenbodentherapie spielt dabei eine zentrale Rolle und umfasst verschiedene Techniken wie Weichteilmobilisation, Triggerpunkt-Therapie und Elektrostimulation. Besonders effektiv ist auch die Ultraschalltherapie - wissenschaftliche Studien zeigen, dass Betroffene damit deutlich seltener über Beschwerden beim Geschlechtsverkehr berichten.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die psychotherapeutische Begleitung. Die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Ansätze helfen dabei, Ängste vor dem Geschlechtsverkehr abzubauen. Auch Entspannungstechniken wie Tai-Chi, Qigong und Yoga können Verkrampfungen lösen. Bei Vaginismus hat sich zudem die progressive Desensibilisierung mit speziellen Dilatatoren bewährt.

Medikamentöse Behandlung

Die Wahl der medikamentösen Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Bei hormonell bedingter Dyspareunie, besonders nach den Wechseljahren, können östrogenhaltige Cremes oder hormonfreie feuchtigkeitsspendende Alternativen wie Gele und Zäpfchen Linderung verschaffen. Diese erhältst du rezeptfrei und unkompliziert in der Apotheke.

Prävention und Selbsthilfe

Mit einigen einfachen Maßnahmen kannst du selbst aktiv werden:

  • Verwende Gleitmittel auf Wasserbasis statt ölbasierter Produkte
  • Trage luftdurchlässige Baumwollunterwäsche
  • Nutze nur milde Reinigungsprodukte für den Intimbereich
  • Vermeide übertriebene Intimhygiene
  • Nimm dir ausreichend Zeit für sexuelle Aktivität und Erregung
  • Sprich offen mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt über deine Beschwerden

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Quellenverzeichnis

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[4] Gensthaler B (2020). Sexualstörungen bei Diabetes. Häufig, aber verschwiegen.https://www.pharmazeutische-zeitung.de/haeufig-aber-haeufig-verschwiegen-121745/ (Stand 16.04.2025)

[5] Conn A, Hodges K (2023). Genito-Pelvic Pain/Penetration Disorder. https://www.msdmanuals.com/professional/gynecology-and-obstetrics/female-sexual-function-and-dysfunction/genito-pelvic-pain-penetration-disorder (Stand 16.04.2025)

[6] Hay-Smith J (2009). L’ultrasonothérapie pour la doleur périnéale et la dyspareunie post-partum. https://www.cochrane.org/fr/CD000495/PREG_lultrasonotherapie-pour-la-douleur-perineale-et-la-dyspareunie-post-partum (Stand 16.04.2025)

[7 Estrogenrezeptormodulator lindert Dyspareunie (2013). https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/53573/Estrogenrezeptormodulator-lindert-Dyspareunie (Stand 16.04.2025)

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